Erfahrungsberichte
Doris Blank
Bericht 2013
Mein Name ist Doris Blank. Ich bin mit 24 Jahren an einer Angst-Panikstörung erkrankt welche mich 25 Jahre lang fest im Griff hatte. Die Erkrankung hat mein eigenes und das Leben meiner Familie weitgehend bestimmt. Es war mir nicht möglich während diesen Jahren einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen, daher wurde mir eine Teilinvalidenrente zugesprochen. Vor bald sieben Jahren erlebte ich meine tiefste Krise welche zu einem Wendepunkt in meinem Leben wurde.
Nebst einem Teilpensum von 40% in meinem erlernten Beruf arbeite ich als Erfahrungsexpertin/Peer in St. Urban zurzeit zu einem Pensum von 30%. So erreiche ich ein Einkommen welches meinen Lebensunterhalt gewährleistet und die Invalidenrente konnte eingestellt werden.
Ich habe im Juli 2012 auf zwei Akutstationen mit meinem Einsatz begonnen. Dieser beinhaltete vor allem Gespräche mit PatientInnen. Mittlerweilen ist eine weitere Station regulär dazugekommen, eine vierte hat sporadisch Anfragen für Einzelgespräche mit PatientInnen. Die Behandlungsteams aller Stationen nutzen mein Erfahrungswissen auch immer mehr für Behandlungsplanungen und für die Reflexion ihrer eigenen Recoveryhaltung. Dazu kommen interne Schulungen und Fortbildungen welche ich jeweils zusammen mit Pflegefachpersonen bestreite.
Es ist unrealistisch davon auszugehen, dass ein Peer vollumfänglich im Praxisfeld der Psychiatrischen Versorgung arbeiten kann. Wir stellen unser Wissen und unser Erleben Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten oder andern Interessierten zur Verfügung. Das bedeutet, dass wir stets mit unserer eigenen Geschichte konfrontiert werden und stellt somit eine beachtliche Herausforderung für uns dar. Die Voraussetzung ist, dass wir trotz dieser Konfrontation immer wieder soweit Abstand zum Erleben des von einer psychischen Erkrankung betroffenen Gegenübers nehmen können, dass wir uns nicht mit demselben identifizieren und selbst erneut in eine Krise geraten oder das Gegenüber mit unserer Thematik belasten. Und doch ist es gerade die Offenheit und emotionale Nähe welche unsere Arbeit von der Arbeit der Profis unterscheidet und uns zu einer wertvollen Ergänzung einer Unterstützung und Behandlung werden lassen.
Die Arbeit in der Klinik ist anspruchsvoll und herausfordernd, erfüllt mich jedoch mit tiefer Zufriedenheit. Der Hintergrund der Ausbildung gibt mir Sicherheit und stellt wichtige Ressourcen zur Verfügung um im Praxisfeld der Psychiatrie tätig sein zu können.
Mein Leidensweg hat einen Sinn bekommen. Dies ist stärkend und bereichert mein Leben auf wunderbare Weise.
Esther Sörensen
Bericht 2013
Mein Name ist Esther Sörensen und absolvierte von 2010 bis 2012 die EX-IN-Ausbildung an der Berner Fachhochschule. Ich bin seit Juli 2012 im Psychiatrischen Dienst Interlaken als Peer zu 40 % angestellt.
Die Peer-Arbeit bereichert mein Leben. Sie gibt meinem Alltag Sinn und Inhalt. Das Vertrauen und die Dankbarkeit der Klienten geben mir sehr viel zurück. Dass meine eigene Geschichte und die Zeit, die ich mir und den Klienten schenke, dies bewirken können, hätte ich mir nie träumen lassen.